Zürich-Rotenflue-Klewenalp-Rigi-Zürich, 18.02.2019
14 Stunden lang unterwegs, sechsmal Bus, dreimal Zug, viermal Luftseilbahn, zweimal Schiff, zweimal Zahnradbahn und einmal Standseilbahn gefahren, drei Berggipfel besucht, einen wahnsinnig schönen Sonnenuntergang erlebt und dafür CHF 49.- bezahlt. Ohne Halbtax.
Zugegeben: Ich bin nicht der grösste ÖV-Fahrer. Nachdem ich rund 20 Jahre lang mit Zug, Bus und Tram zu Stosszeiten ins Gymnasium, zur Uni und zur Arbeit pendeln musste, empfinde ich mein Auto heutzutage als pure Entspannung. Zudem ist der Privatverkehr je nach Wohnort, Arbeitszeit und Gepäck unumgänglich. Nichtsdestotrotz freute ich mich über den Hinweis in der Coop-Zeitung, dass auch dieses Jahr eine Spezial-Tageskarte angeboten wird. Freie Fahrt auf dem GA-Netz der SBB für CHF 49.-. Und das beste daran: Im Gegensatz zu den Tageskarten, welche bei den meisten Gemeinden erhältlich sind, ist der Gültigkeitstag frei wählbar.
Schon im letzten Jahr machte ich von diesem Angebot Gebrauch. Wir flüchteten vom Winter und verbrachten einen traumhaften Morgen im Tessin. Leider machte das Wetter zurück in der Innerschweiz nicht mehr mit. Die Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee war zwar durch die neblige Winterstimmung mystisch und schön, auf der Rigi sahen wir jedoch nicht einmal 20 Meter weit. Laut Wetterbericht hätten wir dort oben eigentlich über dem Nebel sein sollen, aber immerhin entstand so ein lustiges Foto von meinem gefrorenen Bart.
Dieses Jahr kam alles anders. Seit Tagen zeigt sich die Schweiz mit traumhaften Frühlingswetter von ihrer besten Seite. Wir entschieden uns für eine Berggipfeltour in der Innerschweiz und kamen kurz vor 9 Uhr bei der Bergstation Rotenflue auf knapp 1600 m.ü.M. an. Die Sonne strahlte, am Himmel war keine einzige Wolke zu sehen und es wurde höchste Zeit, die Jacke auszuziehen. Die Aussicht auf die Mythen, den Lauerzer- und Vierwaldstättersee und die Schwyzer Alpen war traumhaft! Wir genossen das Panorama, die frische Luft, die Morgenlichtstimmung und unser mitgebrachtes Frühstück und waren uns einig: Der Ausflug hat sich jetzt schon mehr als gelohnt. Aber es kam noch besser.
Mittels Bus, Schiff, Stand- und Luftseilbahn gelangten wir anschliessend auf die Klewenalp. Die Aussicht war erneut atemberaubend. Nach einigen Fotos genossen wir unseren Kaffee auf der Terrasse des Bergrestaurants im T-Shirt bei gefühlten 25 Grad. Im Winter. Auf 1600 m.ü.M. Leider geil. Ebenso stellten wir amüsiert fest, dass der letztjährige Ausflug mit der Spezial-Tageskarte am exakt gleichen Tag stattfand. Der 18. Februar scheint unser ÖV-Tag zu sein. Was für ein lustiger Zufall.
Die letzte Station der heutigen Reise war erneut die Rigi. Als wollte sie sich für das letzte Jahr entschuldigen, konnten wir dieses Mal ein Farben- und Lichtspektakel vom Feinsten geniessen. Zu meiner Überraschung waren wir fast die einzigen mit der Idee, den heutigen Sonnenuntergang auf der Rigi zu bestaunen und so hatten wir den 1800 Meter hohen Gipfel fast für uns alleine. Worte und Bilder können die Stimmung nicht beschreiben. Es war der absolute Wahnsinn!
Auf dem Weg zurück nach Hause reflektierte ich ein wenig über den Tag. Abgesehen von der Schönheit der Schweiz beeindruckte mich vor allem die Pünktlichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel. Damit wir es heute auf alle drei Berggipfel schafften, mussten wir einen strikten Zeitplan einhalten. Teilweise hatten wir keine fünf Minuten Zeit, um von einem Verkehrsmittel auf das nächste umzusteigen. Alles funktionierte reibungslos. Zu Stosszeiten, kantonsübergreifend, am Boden, auf dem Wasser und in der Luft. Wer ab und zu im Ausland unterwegs ist, weiss, dass ein qualitativ so hochwertiges ÖV-Netz keine Selbstverständlichkeit ist.
Danke, Interdiscount! Danke, Coop! Danke, SBB! Danke, Schweiz!