Zürich-Lugano-Luzern-Vitznau-Rigi-Zürich, 18.02.2018
50 shades of Schweizer Winterwetter.
Mit einer Tageskarte der SBB reist man nach Lust und Laune per Bus, Bahn und Schiff einen Tag lang quer durch die Schweiz. Die meisten Gemeinden bieten solche Tickets das ganze Jahr über zu attraktiven Preisen an, man muss sich allerdings im Voraus auf einen bestimmten Tag festlegen. Mehrere Wochen im Voraus auf gutes Wetter in der Schweiz zu wetten, kann man vor allem im Winter mit einem Besuch im Spielcasino vergleichen: Es gibt durchaus Leute, die Glück haben, in der Regel geht man jedoch leer aus.
Vor ein paar Wochen stiess ich auf ein zeitlich begrenztes Spezialangebot, bei welchem man den Gültigkeitstag des Tickets selber bestimmen kann. Kurzum kaufte ich zwei solche Tages-GAs und die Planung der Reise konnte beginnen.
Schnell mussten wir feststellen, dass die meisten Bergbahnen nicht Teil des Angebots sind. Bei manchen kriegt man mit der Tageskarte 50% Rabatt auf den regulären Preis, bei anderen bezahlt man weiterhin den vollen Preis. Panorama-Bahnen wie beispielsweise der Glacier-Express sind inklusive, man muss aber vorab einen Platz reservieren. Diese Reservation ist wiederum kostenpflichtig und es entsteht das gleiche Problem wie bei der Tageskarte der Gemeinden: Man muss sich lange vor der Reise auf ein Datum ohne Wetterprognose festlegen. Auch die Idee, per Postauto auf die schönen Alpenpässe der Schweiz zu gelangen, mussten wir begraben. Im Winter werden diese Strecken nicht bedient.
Nachdem wir tagelang verschiedenste Routen, Ausflugsziele und Optionen evaluiert hatten, stellten wir fest, dass unsere Terminkalender gar nicht so viel Spielraum hatten. Es blieb uns nur der heutige Sonntag. Immerhin konnten wir uns nun am Wetterbericht orientieren und so war der Fall klar: Ab ins Tessin!
Der Wecker klingelte um 4:30 und mit dem ersten Bus ging es zum Hauptbahnhof. In Lugano angekommen fehlte von schönem Wetter jede Spur, aber die neblige Morgenstimmung hatte auch ihren Reiz. Während der Schiffsrundfahrt auf dem Luganersee klärte der Himmel endlich ein wenig auf und wir konnten die ersten Sonnenstrahlen geniessen.
Zurück auf der Alpennordseite verflog jede Hoffnung, dass wir die Sonne auch hier noch sehen werden: Luzern zeigte sich grau in grau und die Spitze der Rigi, welche sich laut Wetter-App über dem Nebelmeer hätte befinden sollen, war mitten im Nebel. Selbst auf 1'800 Höhenmetern sah man keine 20 Meter weit.
Natürlich hätte ich gerne den ganzen Tag lang bei schönstem Licht die traumhaften Landschaften, Berge und Seen, welche die Schweiz zu bieten hat, fotografiert. Natürlich hätte ich auf der Rigi gerne bei Sonnenuntergang die Stimmung über dem Nebelmeer mit der Drohne festgehalten, anstelle sie den ganzen Tag als unnötigen Ballast mitzuschleppen. Natürlich hätte das Wetter heute besser sein können. Dennoch fiel ich nach einem langen, intensiven, ereignisreichen, unterhaltsamen und lustigen Tag vollgepackt mit neuen Erlebnissen, Geschichten und Anekdoten glücklich ins Bett. Unter dem Strich ist dies doch das einzige Kriterium, was einen erfolgreichen Tag ausmacht, oder?