Zoo Zürich, 30.08.2019
90 Minuten im Zoo Zürich oder warum es sich lohnt, einen Fotografen anzustellen, wenn es darauf ankommt.
Einmal mehr machte ich heute Morgen einen Kurzbesuch im Zoo Zürich. Der sonnige Tag lockte viele Besucher an und die meisten davon hatten eine Kamera dabei. Überrascht war ich, dass überdurchschnittlich viele Leute mit Mittel- und Oberklasse-Equipment unterwegs waren. Innert kürzester Zeit sah ich mehrere Besucher, denen einige tausend Franken um den Hals oder an der Schulter baumelten. Weniger überrascht war ich, dass nicht alle damit umgehen konnten.
Bereits mit einer modernen Handykamera können heutzutage gute Bilder entstehen. Mittelklassekameras und -Linsen sind erschwinglich geworden und wer es sich leisten kann, greift auch als Hobbyist gerne zum Profi-Equipment. Jeder besitzt eine Kamera und jeder hat ein Familienmitglied oder einen Kollegen, der fotografiert. Weshalb sollte man für einen Anlass also noch einen Fotografen anstellen? Das kostet doch nur unnötig Geld.
Die Hemmschwelle, für einen Fotografen Geld auszugeben, wird mit dem technischen Fortschritt und der Erschwinglichkeit von guten Kameras und Linsen immer grösser. Selbst Amateure, die auf gut Glück draufhalten, können mit einer modernen Kamera gute Bilder erzielen. Eine Zoomlinse, der Automatikmodus und intelligente Bildverbesserungsalgorithmen sind eine grosse Hilfe, die Trefferquote von weniger versierten Fotografen zu erhöhen. Eine gute Ausrüstung führt allerdings nicht automatisch in jeder Situation zu guten Bildern.
Wer schon einmal ein Familienfest, einen Firmenevent, eine Hochzeit oder einen sonstigen Anlass von einem Profi begleiten liess, kennt den Unterschied. Das Auge für eine gelungene Bildkomposition, das Lesen und Interpretieren von Lichtverhältnissen, die Wahl der zur Aufnahmesituation passenden Kameraeinstellungen, die Antizipationsfähigkeit und nicht zuletzt auch die in Fleisch und Blut übergegangene Bedienung der Kamera können nicht mit der teuersten Ausrüstung dieser Welt kompensiert werden.
Der Unterschied vom Gelegenheitsfotografen zum Berufsfotografen ist nicht das Preisschild der Ausrüstung, sondern das Wissen und die Erfahrung, welche der Berufsfotograf mitbringt. Während der Gelegenheitsfotograf hin und wieder ein gutes Bild liefert, holt der Berufsfotograf aus jeder Situation das beste Ergebnis heraus.
Es kommt hin und wieder vor, dass mir ein Kunde erzählt, er habe früher bei ähnlichen Veranstaltungen jeweils einfach einen Kollegen fotografieren lassen. Der Unterschied zu meinen Bildern sei offensichtlich. Natürlich freue ich mich über zufriedene Kunden. Gleichzeitig frage ich mich aber, weshalb so viele Leute mehrere (zehn)tausend Franken für einen Event ausgeben, die paar zusätzlichen Franken für den professionellen Fotografen aber sparen wollen.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Bilder sind Erinnerungsstücke und lösen Emotionen aus. Ein einzelnes Bild kann dabei helfen, sich Jahre später wieder an eine in Vergessenheit geratene Geschichte zu erinnern. Ist es wirklich herausgeworfenes Geld, einen erfahrenen Fotografen anzustellen, damit man sich den Anlass später mittels gelungener Bilder wieder in Erinnerung rufen kann?
Wenn es darauf ankommt, sollte man sich nicht auf Glückstreffer verlassen müssen.