Zoo Zürich, 26.01.-11.02.2019
Das Unvermeidbare kommt trotzdem oft unerwartet.
Im September 2018 verstarb Amurtigerdame Elena im Zoo Zürich. Ihr Tod kam für alle überraschend und veranlasste mich dazu, einen Text über das Leben zu schreiben. Kurz zusammengefasst kam ich zum Schluss, dass man die begrenzte Zeit, die einem zur Verfügung steht, bestmöglich nutzen sollte. Auch was Zoobesuche angeht.
In den letzten Wochen besuchte ich den Zoo Zürich wahnsinnig oft. Ich verbrachte fast jedes Wochendende in der Stadt, entsprechend waren die letzten beiden Betriebsstunden am Samstag und die ersten beiden Stunden am Montag Morgen fix für den Zoo reserviert. Vereinzelt schaffte ich es sogar unter der Woche noch in den Zoo.
Fotografisch hatte ich bei all diesen Besuchen ausnahmsweise keine Ansprüche. Einerseits war das Wetter und somit das Licht meistens schlecht, anderseits wollte ich hauptsächlich Zeit mit den Tieren verbringen, insbesondere mit Amurtiger Sayan und Schneeleopard Villy. Manchmal liess ich den schweren Rucksack sogar ganz zu Hause und machte nur ein paar Schnappschüsse mit dem Handy. Auf diese Art und Weise konnte ich vor allem die Beziehung mit Sayan vertiefen. Dieser scheint mich mittlerweile zu kennen. Regelmässig begrüsst er mich akustisch am Gitter, legt sich vor mich hin und dreht sich völlig entspannt neben mir auf den Rücken. Wie eine verspielte Hauskatze. Nur halt eben mit 200 kg Körpergewicht, grösseren Pfoten sowie längeren Krallen und Zähnen.
Und dann kam der 4. Februar 2019. Ein traumhafter Montag. Es hatte die ganze Nacht geschneit. Um 9 Uhr war der Zoo komplett in Weiss gehüllt. Zu Beginn leuchtete der Himmel blau. Ich verbrachte Zeit mit Sayan und konnte einer Familie das Tigererlebnis ihres Lebens verschaffen. Villy sah ich anschliessend auch noch, von seiner Partnerin Dshamilja aber keine Spur. Ich dachte mir nichts dabei und ging nach Hause. Abends dann die Pressemitteilung des Zoos: Dshamilja musste eingeschläfert werden.
Ich wusste, dass sie alt war. Ich wusste, dass sie in letzter Zeit nicht mehr besonders fit war. Ich wusste, dass sie wohl nicht mehr lange leben würde. Dennoch wollte ich es im ersten Moment nicht glauben.
Eine Woche ist seit Dshamiljas Tod mittlerweile vergangen. Auf Instagram verfasste ich einen Nachruf für sie, ansonsten weiss ich auch nach einer Woche nicht, was ich zum damaligen Text anlässlich Elenas Tod hinzuzufügen hätte. Ich bin froh um die Zeit, die ich in den letzten Jahren und insbesondere in den letzten Wochen bei den Schneeleoparden verbracht hatte. Ich bin froh, dass ich in den letzten Wochen vor Dshamiljas Tod regelmässig bei ihr war. Und ich schätze die Zeit mit den restlichen Tieren im Zoo seit ihrem Tod umso mehr.
Danke für das schöne Zuhause, dass Dshamilja nach ihrem beschwerlichen Start ins Leben bei euch hatte, Zoo Zürich! Danke für die gemeinsamen Stunden und was du alles zur Erhaltung deiner Art beigetragen hast, Dshamilja!