Zoo Zürich, 21.12.2017
Dies ist bereits mein 33. Blogeintrag über den Zoo Zürich. Viereinhalb Monate lang war ich nicht mehr zu Besuch. Es fühlte sich an wie nach Hause kommen.
Seit knapp vier Jahren fotografiere ich regelmässig im Zoo Zürich. Über all die Jahre lernte ich viel über das Verhalten der Tiere, ihre Lieblingsplätze und Verstecke sowie welche Winkel in welchen Situationen für Bilder funktionieren. Mit dem einen oder anderen Tier entstand eine tiefere Beziehung (vor allem mit Schneeleopard Villy, mehr dazu weiter unten). Auch beim Zoopersonal ist mittlerweile das eine oder andere bekannte Gesicht dabei. Nicht selten komme ich mit Tierpflegern ins Gespräch und kann von ihrem Wissen und ihren Erfahrungen mit den Tieren profitieren. Wissen, welches ich gerne wieder mit anderen Zoobesuchern teile. Denn auch mit wildfremden Personen aus aller Welt entwickelt sich schnell ein Gespräch. Manchmal werde ich auf die Fotografie angesprochen, manchmal helfe ich anderen Besuchern, die gut getarnten Tiere auf der Anlage zu finden, meistens jedoch aus der Situation und der gemeinsamen Begeisterung für die Tiere heraus.
Jeder Zoobesuch ist aufs Neue spannend. Die Tiere haben keinen geregelten Tagesablauf und daher weiss man nie, was einen erwartet. Heute wurden die Brillenbären kurz nach meiner Ankunft gefüttert. Futter macht die meisten Tiere aktiv, weshalb ich die Gelegenheit für ein paar Bilder nutzen konnte. Die grosszügige Anlage der Bären hat nur einen Nachteil: Die Wege für Fotografen sind lang! Will man spielende Jungtiere verfolgen, wird das Vorhaben zu einem Marathonlauf.
Auch bei Amurtigerdame Elena musste ich nicht lange auf Aktivität warten. Sie wachte bald aus ihrem Verdauungsschlaf auf und begann auf der Anlage umherzuwandern. Ihr Temprament ist mir bekannt, heute bekam ich allerdings eine sehr intensive Kostprobe davon: Der untere Teil des Besucherbereichs ist hauptsächlich mit Glas abgegrenzt, nur in der linken Ecke befindet sich ein engmaschiges Gitter. Dort wollte ich Elena fotografieren, wenn sie direkt auf die Kamera zuläuft. Dies funktionierte zweimal bestens, nur beim dritten Mal kam sie bis unmittelbar ans Gitter und knurrte mich mit aufgerissenem Maul an. Ein zähnefletschender Amurtiger keine 30 cm vor dem eigenen Gesicht ist eine eindrückliche Erscheinung! Vor allem wenn das Schauspiel von einer ordentlichen Portion Mundgeruch begleitet wird.
Ich liess Elena wieder in Ruhe und bemerkte einen kleinen Vogel am Boden. Dieser suchte nach Futter und liess sich dabei von Zoobesuchern überraschend wenig stören. Von Fluchtinstink keine Spur. Als ich ihn fotografieren wollte, kam er so nahe heran, dass ich Probleme mit der Naheinstellgrenze des Objektivs bekam. Langsam streckte ich meine Hand nach ihm aus und der freche kleine Kerl pickte dreimal in meinen Finger.
Auschliessend ging ich zu den Schneeleoparden. Ich freute mich, Villy endlich wieder zu sehen. Der war allerdings nicht auf der Anlage. Dshamilja war da, verschwand aber bald hinter den Kulissen. Schade, aber kein Grund zur Sorge. Meiner Erfahrung nach zeigt sich Villy meistens in den letzten 30-45 Minuten vor Betriebsschluss. Die Zeit bis dahin verbrachte ich mit den Kleinen Pandas und nochmals mit Elena.
Um 16:15 kam ich zurück zum Schneeleopardengehege. Niemand war da, weder Besucher noch Schneeleoparden. Nach einer Weile imitierte ich zum Spass und sehr amateurhaft einen Schneeleopardenlaut. Gefühlt klang ich wie ein betrunkener Seelöwe im Stimmbruch. Doch siehe da: Von hinter den Kulissen kam eine Antwort! Reiner Zufall dachte ich und startete einen zweiten Versuch. Wieder kam eine Antwort! Als ein weiterer Zoobesucher um die Ecke kam und sagte, er habe das "Gespräch" gehört, wurde mir die Sache peinlich. Stumm wartete ich ab, was nun passieren würde. Keine Minute später kam Villy um die Ecke und lief ein paar Mal direkt vor dem Zuschauerbereich hin und her. Offenbar spreche ich doch ein paar Worte Schneeleopardisch.