Zoo Zürich, 04.12.2018
Ein posierfreudiger Schneeleopard und zwei Ohrfeigen von Amurtiger Sayan.
Ausnahmsweise war heute Nachmittag totale Flaute im Zoo Zürich. Weder im Exotarium noch auf der Australien-Anlage konnte ich aktive Tiere finden. Die Brillenbären waren träge, die Löwen lagen nur faul herum und auch die Wölfe bewegten sich kaum. Amurtiger Sayan konnte ich nicht einmal auf seiner Anlage finden. Der zu Beginn schwache Regen wurde immer stärker und so ging ich davon aus, dass der heutige Besuch im Zoo wohl nur kurz ausfallen wird.
Schneeleopard Villy hatte andere Pläne. Gut fünf Minuten nach meiner Ankunft liess der Regen nach und Villy wurde so aktiv wie schon lange nicht mehr. Im Viertelstundentakt posierte er auf dem Hügel direkt vor dem Besucherbereich, kam herunter, lief auf der Anlage umher, zeigte sich mehrfach in unmittelbarer Nähe und machte es sich wieder auf dem Hügel bequem. 75 Minuten lang konnte ich diese wunderschöne und elegante Raubkatze beobachten und fotografieren.
Eine halbe Stunde vor Betriebsschluss wurde Villy von einem Tierpfleger ins Innengehege geholt, weshalb ich nochmals bei Amurtiger Sayan vorbeiging. Zu meiner Freude war dieser nicht nur zu sehen, sondern auch hellwach, aktiv und aufmerksam. Ich war der einzige verbleibende Besucher im Zoo und Sayan reagierte stark auf meine Anwesenheit. Alle paar Minuten kam er zu mir ans Gitter. Das Licht reichte nicht mehr zum Fotografieren, also legte ich die Kamera weg und interagierte mit der Grosskatze.
Als Sayan an die Scheibe kam, setzte ich mich zu ihm. Wir standen uns schon mehrfach Auge in Auge gegenüber. Einmal schossen wir sogar zusammen Selfies. Bisher präsentierte er sich mir gegenüber immer als Schmusekatze. Im Gegensatz zur verstorbenen Elena hat er mich nie angeknurrt, nie mit den Zähnen gefletscht oder ist sonstwie ausfällig geworden. Bis heute. Heute wollte mir Sayan zwei Ohrfeigen verpassen. Seine Krallen blieben zwar drin und es schaute eher spielerisch aus, aber ich war froh, dass uns noch eine Scheibe trennte. Sayan wiegt mittlerweile 200 kg und seine Pranken sind riesig. Selbst wenn die Aktion nicht böse gemeint war, hätte ich ziemlich starke Kopfschmerzen davongetragen.
Während sich mein Puls langsam senkte, trott Sayan gemütlich davon, schappte sich eine Kartonrolle und spielte damit weiter. Als ich wenige Minuten später gehen musste, kam er nochmals ans Gitter, verabschiedete mich und tat so, als wäre nichts gewesen.
Euer Tiger ist ein Schlitzohr, Zoo Zürich! Und sorry für die Abdrücke auf der Scheibe... O:)