Wildnispark Zürich Langenberg, 19.06.2019
Wenn man mehr kriegt als man sich gewünscht hat.
Es gibt Nachwuchs bei den Wildkatzen! Spätestens als ich die ersten Bilder von den süssen kleinen Kätzchen gesehen hatte, fiel mir auf, dass mein letzter Besuch im Wildnispark Zürich schon viel zu lange her ist. Höchste Zeit also, eine neue Jahresparkkarte zu beantragen und die Fahrt auf die andere Seite des Albispasses anzutreten.
Bereits vor zwei Wochen versuchte ich, die jungen Wildkatzen vor die Linse zu bekommen. Damals kramte ich meine Kamera allerdings kein einziges Mal aus dem Rucksack hervor. Im ganzen Park herrschte tote Hose. Keine Wildkatzen, keine Bären, keine Luchse, keine Füchse, nichts. Der Spaziergang durch die schöne Anlage im Wald war zwar entspannend, fotografisch gesehen war der Ausflug aber ein ziemlicher Reinfall.
Heute versuchte ich mein Glück erneut. Bei drückend heissen 30 Grad in der Mittagssonne war ich froh um jeden Schattenplatz. Den Tieren ging es ähnlich. Der Luchs versteckte sich wohl irgendwo in einem schattigen Gebüsch, zu sehen war er auf jeden Fall nicht. Die Wölfe bekam ich immerhin zu Gesicht, an Bewegung war allerdings nicht zu denken. Sie schliefen im Schatten der Bäume. Mit der Einstellung, dass heute wohl alle Tiere lieber Siesta machen als vor meiner Kamera herumzutollen, betrat ich anschliessend das Wildkatzenhaus.
Zu meiner Überraschung war hier ganz schön was los! Fünf der sechs Jungtiere tobten auf der Anlage umher. Auch die Eltern zeigten sich hin und wieder, für Unterhaltung sorgte aber der Nachwuchs. Als würde ihnen die pralle Mittagssonne nichts ausmachen, spielten zwei junge Wildkatzen minutenlang direkt vor dem Besucherbereich miteinander. Die Lichtverhältnisse waren zwar ungünstig, dennoch gelangen einige Aufnahmen von den verspielten kleinen Kätzchen.
Bei den Braunbären nebenan ging meine Glückssträhne weiter. Kaum angekommen fand eine öffentliche Fütterung statt. Perfektes Timing! Futter sei Dank bekamen die Besucher des Wildnisparks nicht nur einen Bären aus nächster Nähe zu sehen, während sich dieser verköstigte gab eine Tierpflegerin zudem Auskunft über die Biologie, das Verhalten und die Eigenarten der Tiere. Teil dieses spannenden Vortrags war auch, die alte Bärenanlage zu besuchen. Es ist schon eindrücklich, wie lieblos und ausbeuterisch die Tiere früher (und an vielen Orten dieser Welt leider heute noch) gehalten wurden.
Über eine Stunde lang tollte der Bär im Wasser umher, futterte genüsslich seine Früchte und spielte mit den Überresten eines Rehkadavers. Und all dies direkt vor den Augen (und Kameras) der Besucher! Wahnsinn! Ich wollte junge Wildkatzen und kriegte junge Wildkatzen und einen Bären. Der ereignislose Besuch vor zwei Wochen ist damit mehr als kompensiert. Da war es auch nicht weiter schlimm, dass ich später auf der Fuchsanlage statt Füchsen nur einen Mitarbeiter des Wildnisparks sehen konnte, der die Wiese mähte.
Ganz vergeblich war der Spaziergang auf die andere Seite des Parks trotzdem nicht. Erst freundete ich mich mit einem zutraulichen Wisent an, dann konnte ich eine Entenmutter mit ihren zehn Küken beobachten und zu guter Letzt legte ich mich noch mit drei Wasserfröschen an. Diese führten mich lange an der Nase herum, mit viel Geduld kriegte ich aber doch noch ein balzendes Tier mit aufgepumpter Schallblase vor die Linse.
Was für ein Nachmittag!
Einmal mehr möchte ich betonen, wie sehr im Wildnispark Zürich auf artgerechte Tierhaltung und grosszügige Gehege Wert gelegt wird. Nachdem ich weltweit schon einige Zoos und Tierparks besucht habe, kann ich mit gutem Gewissen und aus Überzeugung sagen, dass die Anlagen hier auf höchstem Niveau sind. Für die Tiere und für die Besucher. Das Angebot im Wildnispark Zürich ist erstklassig und das, obwohl der Eintritt nichts kostet. Chapeau!