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Big Wave Surfing in Nazaré, 09.11.2018

Big Wave Surfing in Nazaré, 09.11.2018

Riesige Wassermassen, mutige Surfer und spektakuläre Unterhaltung.

Nazaré. Kaum ein Ort weckt unter Surfern so viel Ehrfurcht wie diese kleine Fischerstadt an der Küste von Portugal. An der Praia do Norte entstehen die grössten, mächtigsten und wohl gefährlichsten Wellen der Welt. Einige davon werden über 30 Meter hoch. Am 8. November 2017 surfte der Brasilianer Rodrigo Koxa eine über 24 Meter hohe Welle und hält damit zur Zeit den offiziellen Weltrekord. Am selben Tag wurde der Brite Andrew Cotton von einer Welle regelrecht erschlagen und brach sich dabei den Rücken (immerhin gewann er damit den 2018 Wipeout of the Year Award).

Die Ursache für die Entstehung dieser Monsterwellen liegt in der örtlichen Beschaffenheit des Meeresbodens. Ein bis zu 5 Kilometer tiefer und 230 Kilometer langer Canyon endet vor der Küste von Nazaré. Das Wasser aus dem offenen Meer trifft dadurch erst sehr spät auf Land und türmt sich, wenn alle Bedingungen passen, zu haushohen und tonnenschweren Bergen auf. Die Wellen brechen an solchen Tagen mit einer brachialen Gewalt und rollen anschliessend in meterhohen Weisswasserwalzen in Richtung Strand.

Heute hatte ich endlich die Chance, dieses Naturspektakel mit eigenen Augen zu sehen. Ich war gerade in der Nähe von Porto, die Vorhersage sah vielversprechend aus und so entschieden wir uns spontan, um 05:30 aufzustehen und die rund 200 Kilometer nach Nazaré herunterzufahren.

Was uns dort erwartete war schlichtweg atemberaubend! Wir hatten nicht nur wahnsinnig Glück mit dem Wetter (Espinho war nass, kalt und grau), auch das Meer spielte perfekt mit. Von der Festung São Miguel Arcanjo auf den Klippen von Nazaré hatten wir beste Sicht auf die Surfer im Wasser. Einige der Wellen erreichten am heutigen Morgen wohl um die 15 Meter Höhe. Teilweise konnte man sogar die Vibrationen spüren, wenn eine grosse Welle auf den Klippen einschlug.

Abgesehen von der schieren Grösse der Wellen beeindruckte mich vor allem, wie unberechenbar die Wassermassen in Nazaré sind. Manchmal brechen die Wellen von rechts, manchmal von links, manchmal von vorne und manchmal gar nicht. Manchmal entsteht eine Weile lang keine grosse Welle, manchmal kommen mehrere Monsterwellen hintereinander. Es gibt kein lineup, keinen channel und keine safe zone. In Nazaré herrscht Chaos. Wer stürzt (oder von einer Welle überrascht wird), wird vom Wasser verschluckt und kommt unter Umständen nicht mehr aus eigener Kraft in Sicherheit.

Trotz Luftwesten, Übung im Apnoetauchen und unzähligen Jet Ski Fahrern, welche die Surfer aus misslichen Lagen retten, ist das Surfen bei solchen Bedingungen ein riskanter Extremsport. Am 11. Dezember 2014 wäre der Portugiese António Silva trotz aller Sicherheitsvorkehrungen fast in den Wellen von Nazaré gestorben. Am 16. Februar 2018 wurde eine äusserst brenzlige Situation der beiden Portugiesen Alex Botelho und Hugo Vau gefilmt. Im Internet kursieren zahlreiche solcher Videos. Wer in Nazaré surfen gehen will, sollte genau wissen, was er oder sie tut.

Obwohl mir die riesigen Wellen von Nazaré schon lange bekannt waren, weiss ich erst jetzt, was Big Wave Surfing dort wirklich bedeutet. Die Realität ist viel beeindruckender als alle Bilder und Videos, die ich davon jemals gesehen habe. Ich kann jedem nur empfehlen, selbst einmal nach Nazaré zu fahren und sich dieses höchst eindrückliche Spektakel mit eigenen Augen anzusehen.

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